Der Weltliterat Milan Kundera und der spätere Dichterpräsident Václav Havel führten ab Ende 1968, nach der Niederschlagung des Prager Frühlings, eine publizistische Debatte – genannt »Das tschechische Schicksal« – über ihre unterschiedliche Sicht auf Freiheit, Moral und politische Hoffnungen. Kundera sah eine besondere Rolle der Tschechoslowakei zwischen den Systemen, Havel widersprach scharf. Bekanntermaßen emigrierte Milan Kundera 1975 nach Frankreich, während Václav Havel als unbequemer Dissident in der Tschechoslowakei blieb und mehrfach inhaftiert wurde.
Die Historikerin Kristina Andělová ist Spezialistin für die Dissidentenbewegung in der damaligen Tschechoslowakei. Sie bringt uns diese scharfe, teilweise persönliche Auseinandersetzung näher und erläutert spätere, oft divergierende Positionen beider Protagonisten. Sie legt dar, welche Freiheitsbegriffe die Reformer damals sahen und warum der Prager Frühling in Tschechien heute wenig Popularität genießt.
Der Vortrag von Frau Andělová wird umrahmt von Texten von Kundera und Havel, vorgetragen von der Schauspielerin Leonie Hämer (Staatsschauspiel Dresden). Für die künstlerische Ummalung sorgt der Musiker Philipp Gottesleben am elektrischen Cello.
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Die gemeinsame Veranstaltung mit der Euroregion Elbe/Labe ist Teil des Begleitprogramms der Sonderausstellung Freiheit/Svoboda/Wolność. Eine unvollendete Geschichte im Deutschen Hygiene-Museum Dresden.