Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts brachte in vielen Ländern Europas ganz unterschiedliche Formen des Wohnungsbaus hervor. Die Situation in der DDR und in der Tschechoslowakei wies zahlreiche Parallelen auf. Beide Länder mussten sich mit der Nachkriegssituation auseinandersetzen, erlebten eine staatlich gelenkte Wohnungsbaupolitik und schließlich die große Transformation des Wohnens in den 1990er Jahren. Die Region Ústí, geprägt durch die Vertreibung der deutschen Bevölkerung und große soziale Umbrüche, wurde zu einem „Labor der Moderne“.
In der Diskussion greifen wir das nach wie vor aktuelle Thema der Wohnungsfrage aus unterschiedlichen soziokulturellen und politischen Perspektiven der tschechischen und deutschen Zeitgeschichte auf. Wie veränderte sich die Rolle von Staat, Stadt und Gesellschaft bei der Lösung der Wohnungsproblematik? Wie stießen die in der tschechoslowakischen und deutschen Gesellschaft entwickelten Ideale im Kontext einer Grenzstadt aufeinander?
Gäste:
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Matěj Spurný (Historiker, Schwerpunkt Sozialgeschichte nach 1945, Autor des Buches "Most do budoucnosti. Laboratoř socialistické modernity na severu Čech", 2016)
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Martha Edith Holečková (Historikerin mit Schwerpunkt Geschichte des genossenschaftlichen Wohnens, Institut für Zeitgeschichte der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik)