Moderiert von Dr. Veronika Krülle Kotoučová (Kunsthistorikerin)
Kuratorinnen: Susan Donath, Eva Mráziková
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Miroslav Hašek, geboren 1988, ist ein Künstler der jüngsten Generation, der im Raum Ústí nad Labem, Tschechische Republik arbeitet. Signifikant für seine künstlerischen Arbeiten ist die Auseinandersetzung mit Geschichte, Traditionen und ihre Transformation in unsere Zeit. Dabei entstehen in seinen Arbeiten Gleichnisse, die divers übertragbar sind.
Der Kunstverein Dresden e.V. zeigt in der Einzelausstellung Památka – Andenken drei künstlerische Arbeiten, die in dieser Form erstmals zusammentreffen. Hašeks Werk umfasst generell Videos, Fotografie, Skulpturen, Objekte und Installationen. Für die Ausstellung im Kunstverein liegt der Fokus auf einer Kombination von drei Installation, deren Ausgangspunkt ein historisches Objekt oder eine historische Praktik ist. Dem innewohnend sind Verweise auf die deutsch-tschechische Geschichte.
Die Installation Horror Vacui von 2015 zeigt auf den ersten Blick ein historisches Bowle Set aus dem frühen 20. Jahrhundert. Die grünen Gläser mit Weinlaub stammen von Hašeks Großmutter, die diese in seiner Kindheit immer wieder putzte und den Verbleib der Bowle beklagte, aber auch das Dilemma den Nachbaren nicht danach fragen zu können, der möglicherweise Inhaber der Bowle war. Die Wortgruppe „nach den Deutschen“ schwingt in diesem Zusammenhang in ihren Gesprächen konstant mit. Künstlerisch hat Miroslav Hašek versucht das Dilemma um das fehlende Bowle Gefäß zu lösen und eine scheinbar passende Ersatzbowle geschaffen. In einer Gegenüberstellung treffen die „neue“ Bowle und die alten Gläser zusammen. Es stellt sich die Frage, wer oder was sich in dieser Installation trifft oder wer oder was für immer verloren ist.
Hauptbestandteil der zweiten Installation, Mythomania/Pseudologia phantastica von 2018 sind drei Wörter, die deutschen Wörter: Erinnerung, Andenken, Gedächtnis (vzpomínka, památka, paměť). Sie wurden als 3D-Druck hergestellt und in einem Mineralquellbad gelagert, wodurch die Oberfläche der Objekte versteinerte. Diese Technik verweist auf die Herstellung eines bekannten Souvenirs, den Karlsbader Rosen aus dem Kurort Karlovy Vary. Sie entstehen indem echte Rosen mit Thermalquellensalzen und Mineralien so behandelt werden, dass sie versteinern. Miroslav Hašeks versteinerte Wörter werden in der Ausstellung museal präsentiert. Die Arbeit stellt Fragen nach dem was in uns bleibt, aber auch in Artefakten.
Flankiert werden die Arbeiten Horror Vacui und Mythomania/Pseudologia phantastica von einem neuen künstlerischen Werk. Sein Ausgangspunkt ist eine ungewöhnliche Postkarte aus dem Ersten Weltkrieg. Miroslav Hašek wird mit dem tschechischen Text der Karte arbeiten.
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Ausstellungszeitraum: 22.09.-31.10.2023
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Eine Veranstaltung des Kunstvereins Dresden in Kooperation mit der Euroregion Elbe/Labe.